Als IBM 2005 das Thema Smalltalk aus ihrem Produktportfolio strich, waren viele User entsetzt: Jetzt ist es wirklich aus. Wenn IBM Smalltalk aufgibt, geht’s jetzt dem Ende zu. Und wir haben’s ja auch alle schon gewusst.
An schlechten Beispielen, aus denen man das ablesen kann, mangelt es nicht. Das prominenteste ist sicher OS/2, das inzwischen zwar auch von einer anderen Firma weiter gepflegt wird (eCom Station), aber keine wirkliche Bedeutung mehr am Markt hat.
Auch die Vorzeichen waren düster: Als IBM Business Partner und langjährige Berater im Umfeld von VisualAge Smalltalk war es uns teilweise sehr schwer gefallen, bei der IBM in Deutschland jemanden zu finden, der uns mit dem Bezug von Lizenzen helfen konnte. Ich kann mich an einen Mailverkehr innerhalb der IBM erinnern, in dem eine Anfrage von uns zwischen Berlin, Stuttgart, Raleigh und Hamburg hin und her wanderte, in der es zunächst zu klären galt, welcher Ansprechpartner in der IBM für dieses seltsame VisualAge eigentlich noch existiert. Schliesslich gehörte es weder in die Sparte Tivoli, noch zu Websphere, und schon gar nicht in die Notes- oder DB2-Schiene…
Instantiations war hierzulande bis zur Ankündigung der Übergabe von VA Smalltalk eigentlich eine eher unbekannte Größe. Zwar hatte man von Window Builder und VA Assist schon gehört, aber hier in Deutschland sind diese beiden Produkte nicht sehr verbreitet. Und so galt es, einfach mal Kontakt aufzunehmen, und die Fühler dorthin auszustrecken. Schliesslich hatten wir einige Kunden, die von der ganzen Geschichte ziemlich beunruhigt waren, und die genaueres zu diesem Deal erfahren wollten. Ausserdem gab es ja die Hoffnung, dass Instantiations vielleicht etwas mehr Interesse daran hat, sein Produkt zu verkaufen, als die IBM es einige Jahre lang an den Tag gelegt hatte.
Die ersten Kontakte waren sehr interessant. Instantiations hatte alle Hände damit zu tun, das Produkt in einer neuen Version (6.03 unter IBM-label) fertig zu stellen, und irgendwie war man noch gar nicht recht auf internationale Kontakte eingestellt.
Interessanter Weise hatte es auch schon bei der IBM das Problem gegeben, dass das Entwicklungsteam seine Kunden gar nicht kannte. Wer keine Support-Anfrage gestellt hatte, die bis zum Entwicklungsteam durchgereicht wurde, war ein weisser Fleck auf der Karte. Das Vertriebsmodell über Passport Advantage tat dazu noch seinen Teil: die meisten Kunden hatten Lizenzverträge mit IBM, die so umfangreich waren, dass eine Hand voll VisualAge-Lizenzen praktisch nicht gesondert berechnet wurden, sondern nahezu verschenkt wurden. In Summe war zwar klar, dass VisualAge profitabel war, aber eindeutige Zahlen dazu, wieviele Installationen es gab und wo diese waren, waren nicht bekannt. Genau das war natürlich auch ein Problem für Instantiations: man kannte das Produkt seit langer Zeit und auch viele Kunden vor allem in den USA, aber ausserhalb der Staaten wurde es schon schwieriger.
Wichtigstes Ziel für Instantiations musste also zunächst sein, möglichst viele IBM – Kunden davon zu überzeugen, ihre IBM-Lizenzen in Instantiations-Lizenzen umzutauschen. In den Staaten, wo vor allem Window Builder ein sehr weit verbreitetes Add-on zu VisualAge ist, war das recht gut möglich: die Kunden kannten Eric Clayberg und seine Mannschaft schon lange Zeit, und wussten, dass hier ein kompetentes Team versammelt ist, das wirklich guten Support leisten kann.
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